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Daniela Scholer, David Scholer | Zuletzt aktualisiert: 24. Mai 2024

Die Frage „Ab wann schlafen Babys durch?“ stellen sich viele Eltern. Dabei haben junge Eltern jedoch oft eine falsche Vorstellung von dem Begriff „durchschlafen“. Babys schlafen nicht durch wie Erwachsene.

Durchschlafen bedeutet nicht, dass ein Baby die ganze Nacht schläft. Dass man es um 20:00 hinlegt und es sich um 7:00 in der Früh erst wieder meldet. Dass Babys wirklich „durchschlafen“, ist daher Quatsch. Es wäre sogar gefährlich für das Baby.

Warum erfährst du in diesem Beitrag.

Falls du eine schnelle und kurze Antwort suchst:

Schlafmuster, die jenen des Erwachsenen ähneln entwickeln Kinder erst mit 3 Jahren. Sie können also erst ab ca. 3 Jahre anfangen durchzuschlafen wie Erwachsene. Wobei es individuell große Unterschiede gibt.

Die falsche Vorstellung von „Durchschlafen“

Ab wann schlafen Babys durch?

Durchschlafen bei Babys bedeutet etwas Anderes als durchschlafen beim Erwachsenen. Hier ist die Erklärung.

Definition von durchschlafen bei Babys

Durchschlafen bei Babys wird in der Schlafforschung oft als das Schlafen von etwa 5 bis 8 Stunden am Stück während der Nacht definiert. [1] Legt eine Mutter ihr Kind um 22:00 Uhr hin, dann mag es um 4:00 bereits hellwach sein. Manchmal der Beginn eines nie enden wollenden Tages…

Nora Imlau und Herbert Renz-Polster erwähnen noch einen weiteren interessanten Aspekt:

„Die wissenschaftlichen Daten zur Dauer des kindlichen Schlafs sind eindeutig: Babys schlafen mit 6 Monaten über den Tag verteilt zwischen 9 und 17 Stunden. Zieht man die Tagschläfchen ab, so schlafen sie in der Nacht insgesamt etwa 8 bis 13 Stunden – das eine Kind 8, das andere 10, das andere 13. [ab hier größere schrift bzw. vorher kleiner] Fast 50 Prozent der Babys können also schon deshalb nahts keine 11 Stunden „durchschlafen“ – weil ihr gesamter Bedarf an Nachtschlaf gar keine 11 Stunden beträgt. [2]

Genaugenommen besteht der Schlaf von Neugeborenen und Babys die wenige Monate alt sind aus vielen kleinen „Nickerchen“ und „Jausen“.

Gegen die Natur

Warum „Durchschlafen“ bei Babys Quatsch ist

Die Natur hat nicht vorgesehen, dass Babys durchschlafen wie Erwachsene. D.h. beispielsweise Abends um 19:00 ins Bett gelegt zu werden und erst in der Früh um 07:00 wieder aufzuwachen. Wie oben erwähnt gilt ein Schlaf von 5-8 Stunden (mit vielen kleinen Unterbrechungen) als Durchschlafen.

Hier sind 3 Gründe, warum durchschlafen bei Babys nicht sinnvoll ist: [3]

Babys müssen das richtige Atmen erst noch lernen. „Manche Babys vergessen plötzlich, wieder einzuatmen, die Reaktion kommt verzögert – oder bleibt im schlimmsten Fall aus.“ [3] Der Tiefschlaf bei Babys könnte also dramatische Folgen haben und ist daher von der Natur nicht vorgesehen. In diesem Kontext wird auch der plötzliche Kindstod erwähnt, welcher mit einer unzureichenden Aufwachreaktion des Babys zusammenhängt.

Wenn ein Baby nachts nicht ausreichend Nahrung erhält, kann es zu einer Gedeihstörung kommen, da es besonders für das schnelle und bedeutende Wachstum essenziell ist. Das kleine Gehirn, das in der Nacht besonders schnell wächst, erhält dadurch nicht die optimale Versorgung.

Das nächtliche Stillen reguliert die Milchproduktion der Mutter, indem es das Prolaktinniveau stabil hält. Wenn ein Baby nachts selten oder gar nicht gestillt wird, reduziert der Körper die Milchproduktion, da er annimmt, dass weniger Milch benötigt wird. Dies kann dazu führen, dass das Kind nicht mehr optimal versorgt ist und möglicherweise mit nicht ideal abgestimmter Ersatznahrung zugefüttert werden muss.

Dass Babys durchschlafen wie Erwachsene kann also kein sinnvolles Ziel sein.

Der Schlaf ist eine Entwicklung

Die Schlafentwicklung erklärt vieles

Wie wir oben bereits erwähnt haben, ist es von der Natur aus nicht vorgesehen, dass Babys durchschlafen wie Erwachsene. Ein Blick auf die Schlafentwicklung zeigt uns noch weitere Gründe, warum das mit dem Durchschlafen oder eben Nicht-Durchschlafen von Babys so ist.

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Schlafphasen und ihre Bedeutung: REM- und Non-REM Phasen

REM-Schlaf: Leichter Schlaf, in dem Träumen auftritt; hohe Gehirnaktivität; wichtige Phase für die Entwicklung des Gehirns.

Non-REM-Schlaf: Unterteilt in drei Phasen – von leichtem Schlaf bis zu tiefem Schlaf; wichtig für die körperliche Erholung.

Bei Neugeborenen und bis zu drei Monate alten Kindern sind die verschiedenen Schlafphasen wie folgt aufgeteilt:

  • 45 bis 50 % REM-Schlaf
  • 10 bis 15 % Übergangsschlaf
  • 35 bis 45 % Non-REM-Schlaf

Der Schlafzyklus beim Baby dauert 50-60 Minuten.

Wie Schlafphasen die Schlafdauer beeinflussen

Meilensteine in den ersten Lebensjahren

Hier findest du die Meilensteine der Babyschlaf-Entwicklung aus der Theorie. Ja aus der Theorie. Sie sollen dir eher ein Gefühl dafür vermitteln, was so passiert als für Bare Münze genommen zu werden. Denn die Praxis schaut oft anders aus. Die Entwicklung kann nämlich individuell sehr unterschiedlich sein und auch von vielen Faktoren abhängen.

In den ersten Wochen nach der Geburt haben Babys noch keinen ausgeprägten zirkadianen Rhythmus. Das bedeutet, ihr Schlafmuster ist noch sehr unregelmäßig. Neugeborene schlafen in der Regel zwischen 14 und 18 Stunden über 24 Stunden verteilt. Der Schlaf ist bestimmt von vielen kleinen Mahlzeiten und vielen kleinen Schläfchen. [1]

Sie verbringen einen großen Teil ihres Schlafes im REM-Schlaf (bis zu 50%), der für die Entwicklung des zentralen Nervensystems wichtig ist. Zum Leidwesen der jungen Eltern und vor allem der Mütter: Neugeborene machen kaum einen Unterschied zwischen Tag und Nacht, was häufige Wachphasen auch nachts mit sich bringt.

Ab dem dritten oder vierten Monat beginnen sich langsam aber stetig erkennbare Schlafmuster zu entwickeln. Viele Babys fangen an, längere Schlafperioden während der Nacht zu haben, wodurch sich die Anzahl der nächtlichen Fütterungen reduzieren kann.

Der sogenannte plötzliche Kindstot (SIDS) tritt übrigens am häufigsten während des ersten Lebensjahres auf. Sorgen machen braucht man sich hier jedoch keine. Denn die Fälle konnten in den letzten Jahrzehnten durch einige einfache Maßnahmen drastisch gesenkt werden. Wer diese einfachen Maßnahmen beachtet, kann das Risiko stark minimieren. Mehr zu SIDS und zu Kindernotfällen erfährst du in meinem Erste Hilfe Kurs für Baby und Kleinkind.

Im zweiten Lebensjahr schlafen Kinder zwischen 10 und fast 16 Stunden. Die Spanne ist goß, da der Schlafbedarf von Kindern sehr unterschiedlich ist. Wusstest du, dass der Schlafbedarf angeboren ist?

Der Schlaf kann im zweiten Lebensjahr zur Herausforderung werden, wenn die Mutter die Arbeit wiederaufnimmt und sich daher einen erholsameren Schlaf wünscht. Das Kind in der Nacht jedoch noch gerne gestillt werden möchte.

In dieser Situation möchten viele Mütter abstillen. In meiner Beratung und in meinen Kursen zum Thema abstillen bekommst du viele hilfreiche Informationen zum Thema bedürfnisorientiert abstillen. Es werden auch Möglichkeiten gezeigt, wie du trotzdem noch weiterstillen kannst, indem du Lösungen findest, die für dich, dein Baby und deine Familiensituation passen.

REM-Anteil sinkt bis zum Alter von 3 auf das Niveau eines Erwachsenen.

Faktoren, die beeinflussen wann Babys durchschlafen

Einfluss des zirkadianen Prozess/Rhytmus

Unter zirkadianem Prozess/Rhythmus versteht man „einen regelmäßigen und schlafunabhängigen Prozess, der dem Individuum ermöglicht, nachts zu schlafen und tagsüber wach zu sein.“ [4] Also die sogenannte innere Uhr.

Der zirkadiane Rhythmus bestimmt unseren Chronotypus. Also die Eigenschaft, die festlegt ob wir z.B. ein Morgentyp „Lerche“ oder ein Abendtyp „Eule“ sind. Der Morgentyp ist im Regelfall ein Frühaufsteher der am Abend eher früh ins Bett geht.

Der Abendtyp steht eher später auf und geht auch später zu Bett. Der Chronotypus ist genetisch vorgegeben. Der zirkadiane Rhythmus ist bereits bei Geburt vorhanden und reift während des ersten Lebensjahres ganz aus. Die Dauer dieser Entwicklung ist von Kind zu Kind unterschiedlich. [4]

ab wann schlafen babys durch zirkadianer rhythmus | Nestlingszeit

Einfluss von Schlaftrainingsmethoden

Unter Schlaftraining versteht man Methoden, die darauf abzielen, Babys zu helfen selbständig einzuschlafen und durchzuschlafen. Dazu zählen z.B. die Cry-it-out-Methode bei der Babys so lange schreien oder weinen gelassen werden, bis sie vor Erschöpfung einschlafen. Die Methoden waren vor allem in den 80ern, mit Verweis auf Richard Ferber, populär. Heute weiß man, dass diese Methoden das Vertrauen und die Bindung zwischen Eltern und Kind negativ beeinflussen können. In diesem Beitrag findest du weitere Gründe, warum Schlaftraining für Babys schlecht ist. [1]

Ursachen für nächtliches
Aufwachen

  • Hunger: Vor allem bei jüngeren Babys eine häufige Ursache für nächtliches Erwachen, da ihr Magen noch klein ist und sie regelmäßig Nahrung benötigen.
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  • Unbequeme Schlafumgebung: Unpassende Schlafbedingungen, wie eine zu warme oder zu kalte Temperatur im Schlafzimmer, können die Ursache sein.
  • Schlafassoziationen: Babys, die Einschlafhilfen wie Schaukeln, viel Bewegung oder Musik gewöhnt sind, können Schwierigkeiten haben, ohne diese Einschlafhilfen durchzuschlafen.
  • Zahnen: Der Schmerz und das Unbehagen beim Zahnen können Babys leicht aus dem Schlaf reißen. Entwicklungsphasen: Wachstumsschübe, motorische oder kognitive Entwicklungen können den Schlaf beeinträchtigen, da das Baby mehr verarbeitet und möglicherweise unruhiger schläft.
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  • Krankheiten oder Unwohlsein:  Erkältungen, Infektionen oder andere gesundheitliche Probleme können zu unruhigem Schlaf und nächtlichem Aufwachen führen.
  • Trennungsangst:  Im Alter von etwa acht Monaten können Kinder beginnen, Trennungsangst zu entwickeln, was dazu führen kann, dass sie nachts nach ihren Eltern suchen.

Ab wann macht eine Schlafberatung Sinn?

Schlafstörungen sind oft vorübergehend

Schlafstörungen treten bei Kindern oft auf und sind in der Regel vorübergehend, sodass Eltern sich normalerweise keine Sorgen machen müssen und medizinisch-therapeutische Maßnahmen meist nicht notwendig sind. In seltenen Fällen kann allerdings eine pathologische (krankhafte) Schlafstörung vorliegen, bei der es wichtig ist, professionelle Hilfe zu suchen.

Wie eine Schlafberatung helfen kann

Hier erfährst du, wie eine Schlafberatung für Baby und Kleinkind dir und deiner Familie helfen kann. Wie eine Schlafberatung abläuft, welche Optionen es gibt und wieviel sie kostet.

Quellen

[1] Sears W., Neuenschwander H. Schlafen und Wachen. Das Elternbuch für Kindernächte. 2. Ausgabe, 6. Auflage. 2018. Zürich. La Leche League.

[2] Imlau N., Renz-Polster H., Schlaf gut, Baby! Der sanfte Weg zu ruhigen Nächten. 2016. München.

[3] Schmidt N., artgerecht. Das andere Baby-Buch. 2021. München

[4] Jenni O. et al. Schlafphysiologie bei Kindern und deren Bedeutung für die Behandlung von nicht-organischen Schlafstörungen. Therapeutische Umschau. 2014;71(11)

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